Mehr Sichtbarkeit mit Hilfe deines Körpers

„Nur wer sichtbar ist, findet auch statt.“  So lautet der provokative Buchtitel von Tijen Onaran.

Was denkst du über Sichtbarkeit?

„‘You have to walk the hall’, wenn du erfolgreich sein möchtest“, hat jemand vor einigen Jahren zu Ulrike gesagt. „Du musst dich zeigen, davon erzählen, was du alles gut kannst und gerade erreicht hast. Gespräche führen über dich und deine Erfolge“.

Eigenwerbung machen, sich anpreisen und Erfolge am besten noch richtig aufblasen, damit man bemerkt und gesehen wird, das löst in vielen großes Unwohlsein aus.

Dich zeigen und sichtbar machen sind nicht deine Lieblingsbeschäftigung? Widmest du dich lieber deinem Job und machst den dafür richtig gut? Sind deine Gespräche bevorzugt fachlicher Natur? So geht es jedenfalls vielen unserer KlientInnen, die das Thema Sichtbarkeit mit ins Coaching brachten.

Sicher hast du schon bemerkt, dass es tonnenweise Literatur und Podcasts zu diesem Thema gibt. Wir möchten diesen Themenkomplex um einen praktikablen, körperorientierten und nachhaltigen Ansatz erweitern und aufzeigen, wie man die Angst vor der Sichtbarkeit tatsächlich überwinden und entspannter ins Spotlight treten kann.

In diesem Blogartikel geht es deshalb darum, warum uns Sichtbarkeit manchmal so schwer fällt und wie dein Körper dir durch Übung helfen kann, dich sichtbarer zu machen.

Was ist Sichtbarkeit eigentlich?

Sichtbarkeit ist der Grad, zu dem jemand oder etwas wahrnehmbar wird bzw. Aufmerksamkeit erregt, entweder durch eine breite Öffentlichkeit oder eine bestimmte Gruppe. Für unsere KlientInnen sind beispielsweise das Präsentieren vor höherer Managementebene, Networkingevents, Podiumsdiskussionen aber auch Sichtbarkeit in sozialen oder firmeninternen Netzwerken.

Warum fällt es schwer, sichtbar zu sein?

Ab einem bestimmten Grad nehmen wir Sichtbarkeit als eine Bedrohung wahr. Das hat viele Ursachen. Historisch betrachtet war es insbesondere für Frauen sicherer, Teil einer Gruppe zu sein und sich unterzuordnen. Heute ist so, dass deine Perspektive auf Sichtbarkeit u.a. von den familiären Werten deiner Ursprungsfamilie anhängt, deinem Kulturkreis und der Unternehmenskultur, in der du arbeitest, und dementsprechend unterstützt und gefördert wird oder eben auch nicht.

Vielleicht kennst du diese Aussagen  „Sei nicht so laut“, „Stelle dich nicht so in den Mittelpunkt“, „Falle doch nicht so auf“.

Solche Aussagen können zu negativen Glaubenssätzen führen und Ängste entstehen lassen wie:

  • zu viel Raum und Zeit von anderen einzunehmen

  • mit allen Facetten gesehen zu werden (auch denen, die man nicht zeigen möchte)

  • als jemand angesehen zu werden, der sich mit Erfolg schmückt (taking up all the credits…)

  • das eigene Nicht-Können wird irgendwann aufgedeckt und man wird als Betrügerin entlarvt (Impostor Syndrom)

  • öffentlich einen Fehler zu machen und dadurch angreifbar, verletzlich und kritisiert zu werden

  • seine eigne Meinung zu sagen, damit anzuecken und Konflikte auszulösen

Was davon trifft auf dich zu?

Und was passiert in dir, wenn sich eine Gelegenheit bietet, in der du sichtbar werden könntest und du dich dann doch wieder dagegen entscheidest?

Machst du dich klein und unsichtbar, obwohl du eigentlich etwas in dem Meeting sagen möchtest oder bei der Podiumsdiskussion eine Frage stellen möchtest?

Fühlst du dich unfähig, in Aktion zu treten, obwohl du eigentlich etwas zu sagen hättest oder einen Beitrag leisten möchtest?

Was passiert neurobiologisch, wenn man im Spotlight steht und das als Bedrohung wahrnimmt?

In deinem Gehirn werden das limbische System und Stammhirn aktiviert, also diejenigen Bereiche, die für deine primäre Sicherheit und Verbundenheit zu anderen zuständig sind. Areale sowie dazugehörige Muskeln, die für das Planen, Entscheiden und die Sprache entscheidend sind, werden weniger stark versorgt und stehen dir daher auch weniger stark zur Verfügung.

Wie kommst du nun raus aus der Bedrohung und rein in ein entspannten, selbstbewussten Zustand?

Es ist dein Körper, der dir Sichtbarkeit als Bedrohung signalisiert. Dein Verstand weiß natürlich, dass es keine echte Lebensgefahr gibt. Daher ist es zwar erhellend, sich in einem ruhigen Moment damit auseinanderzusetzen, warum du dich unwohl fühlst und welche Glaubenssätze du rund um Sichtbarkeit hast. Aber bloß darüber zu sprechen, lesen und nachdenken reicht nicht aus. Nur wenn dein Körper nach und nach lernt, dass er auch bei Sichtbarkeit in Sicherheit sein kann, wird es dir gelingen, aus deiner Mitte heraus selbstbewusst und entspannt sichtbar zu werden und zu sein.

Hier sind 3 Übungen für mehr Sichtbarkeit:

1. Erkenne dein Warum.

Je wichtiger dein Anliegen ist, desto leichter wird es dir fallen, deine Ängste zu überwinden.

  • Was ist dir wichtig daran, sichtbarer zu werden?

  • Was verändert sich für dich, wenn du sichtbarer wirst?

  • Bei welchen Gelegenheiten möchtest du sichtbarer sein?

  • Was passiert, wenn du weiterhin auf deinem jetztigen Sichtbarkeitslevel bleibst?

2. Trainiere dich darin, deinen Körper in eine innere Balance zu bringen.

Das Gefühl der inneren Sicherheit kann wie ein Muskel trainiert werden. Wenn dein Körper ruhig und entspannt ist, werden dir die richtigen Worte ohne Anstrengung einfallen. Deine Art zu sprechen, deine Körperhaltung werden Vertrauen auslösen. Die Zentrierungsübung, die dich dabei unterstützt, findest du hier.

3. Mach regelmäßig die Körperübung für mehr Sichtbarkeit.

Erlerne durch diese Körperübung, wie du in dem Moment, in dem du in das Spotlight trittst und dich sichtbar machst, entspannt bleibst. Oft geht es um Momente, in denen du entscheidest, ob du dich sichtbar machst oder nicht. Erkenne diese Momente, erkenne deine Muster und erlerne, deine Muster bewusst zu unterbrechen und ein neues Embodiment einzustudieren.

Viel Spaß beim Üben und sichtbar werden und sein.

We see you and believe in you.

Karin und Ulrike

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